Woher kommt der große Erfolg, den die Wiki-Idee in Gestalt der prominenten Online-Enzyklopädie Wikipedia erreicht hat? Wie ist es zu erklären, dass unzählige User seit 2001 freiwillig Beiträge für dieses Web-Nachschlagewerk verfassen, so dass der deutschsprachige Teil der Wikipedia im Februar 2009 über 870.000 Artikel umfasst? Worin liegt der Reiz, sein Wissen freiwillig weiterzugeben und zu teilen? Und wie können sich Unternehmen dieses Phänomen und die Technologie zunutze machen?Die Grundidee von Wikis – und das macht wohl einen großen Teil ihrer Anziehungskraft aus – ist sehr einfach: Jeder kann Artikel beisteuern, bearbeiten oder auch löschen. Benötigt wird lediglich ein Web-Browser. Das Erfassen, Bearbeiten und Formatieren von Text ist ebenfalls einfach, genauso das Einfügen von Hyperlinks, über die die einzelnen Seiten eines Wikis miteinander vernetzt sind. Es genügen grundlegende Kenntnisse der Texterfassung, wie sie aus den gängigen Textverarbeitungsprogrammen bekannt sind.
Dadurch, dass jeder Einzelne sein Wissen beisteuern kann, eignen sich Wikis hervorragend für gemeinschaftliches Arbeiten. Sie sind geradezu darauf ausgelegt, dass mehrere Personen gemeinsam an Texten arbeiten und sie so immer weiter entwickeln. Hierfür bietet das Wiki Funktionen, die den User schnell erkennen lassen, welche Beiträge neu hinzugekommen sind und welche geändert wurden. Auch wer Änderungen vorgenommen hat und worin sie bestehen, lässt sich leicht feststellen. Auf diese Weise nehmen die Teammitglieder jeden neuen Beitrag und jede auch noch so kleine Änderung zur Kenntnis.
Das steigert außerdem die Kommunikation im Team: Wird der eigene Beitrag von einem Kollegen verändert, ist das Interesse naturgemäß besonders groß, zu erfahren, worin die Umarbeitung besteht und wer sie vorgenommen hat. Im Idealfall entstehen so Diskussionen über die Textinhalte, die wiederum neues Wissen zutage fördern. Mehr Wissen durch mehr Kommunikation!
Darüber hinaus bieten Wikis einen weiteren Vorteil, der sie ebenfalls für einen Einsatz in Unternehmen überaus geeignet erscheinen lässt. Die Wiki-Idee setzt nämlich bei einem ganz zentralen Problem an, mit dem die praktische Umsetzung von Wissensmanagement-Ansätzen oft zu kämpfen hat. Dabei handelt es sich um die Frage, wie das Wissen aus den Köpfen der Mitarbeiter in ein wie auch immer geartetes IT-gestütztes System gelangt. Wie können Mitarbeiter motiviert werden, ihr Wissen zu dokumentieren?
Genau diese Schwelle überwindet die Wiki-Technik scheinbar spielend, wie der Erfolg des Wikipedia-Projektes und zahlloser weiterer Wiki-Webs eindrucksvoll beweist. Die gemeinsame Arbeit an Texten, die dem Aufbau einer gemeinsamen Wissensbasis dient, fördert offensichtlich das Gemeinschaftsgefühl. Das motiviert die Teammitglieder, aktiv in und mit dem Wiki zu arbeiten. Und das zudem sehr zivilisiert. Denn wie sonst ist zu erklären, dass bei einem so großen Projekt wie der Wikipedia mit ihrer Vielzahl an Beiträgern nicht längst ein heilloses Durcheinander entstanden ist?
Es gibt allgemeine Grundsätze, die alle, die an Wikipedia mitarbeiten wollen, einhalten sollten. Und dies tut die Mehrheit der Teilnehmer auch. Dazu gehört z.B. ein respektvoller Umgang miteinander und das Einhalten eines neutralen Standpunktes. Dass dies in einem großen Rahmen funktioniert, lässt eine erfolgreiche Realisierung auch in kleineren Gruppen und innerhalb von Organisationen vermuten. Denn bei Wikipedia kann jeder teilnehmen. Vertreten sind Experten und Laien aus allen möglichen Fachbereichen und quer durch alle Altersgruppen, vom Teenager bis zum Rentner, mit Computerkenntnissen genauso wie ohne.
Ein Wiki stellt sich also als eine sehr geeignete, schnell einsatzbereite und einfach zu bedienende Kooperations-, Kommunikations- und Wissensmanagementplattform dar, die die Mitarbeiter zudem motiviert, ihr Wissen zu dokumentieren und zu teilen.
Literaturhinweise:
Lesen Sie auch unsere Beiträge: